Reality bites – am Ende der Lautobahn
Die Killerpilze auf Tour
31.03.2010 [red] „Zum ersten Mal in Erfurt und Erfurt tanzt!“ – so stimmte das nicht ganz. Zwar tanzten die Fans zu den Liedern der Killerpilze, doch zum ersten Mal waren sie nicht Erfurt. Im vergangenen Sommer gaben sie auf dem BeFit-Festival in Erfurt-Mittelhausen ein Konzert. Doch bei einem Tourplan, wie ihn die Jungs in den letzten Jahren absolviert haben, kann man schon einmal durcheinander kommen. Lautonom sind sie jetzt. Laut und autonom. Sie haben selbst ein Label gegründet, um unabhängig zu sein. Mit der neuen Selbständigkeit rasen sie auf der Lautobahn quer durch Europa – so der Name der aktuellen Tour. Die Single „Drei“ im Gepäck, rockten sie die kleine Bühne im Studentenclub Uni-k.u.m. vor eher kleinem Publikum. Die Hysterie um die Killerpilze ist vorbei.
Nachdem sie sich jahrelang gegen die Imagevorstellungen ihrer Plattenfirma gewehrt haben, kein Tokio Hotel-Äquivalent sein wollten, stehen sie nun auf eigenen Beinen. Ein bisschen wackelig, auch wenn sie es sich nicht merken lassen. Von Produktion des neuen Albums, dem Design der Fanartikel bis hin zur Tour, tragen sie nun die Verantwortung für alles. Da müssen sie reinwachsen. Und gleichzeitig müssen sie innovativ sein, spritzig und anders, um am hartumkämpften Musikmarkt noch aufzufallen und zu gefallen. Und das wird schwer, wie man am Mittwochabend gesehen hat. An der Spielfreude der Band kann es nicht gelegen haben, an der Werbung für die Tour auch nicht. Sie laufen – wie Unheilig – in den Teasern des Privatsenders RTL2, doch im Gegensatz zu ihm, treffen sie nicht mehr den Zahn der Zeit. Ihre Fans sind mit ihnen gewachsen und ihnen somit vielleicht auch entwachsen. Zwar wollen sie erwachsener wirken, doch sie machen noch immer fabelhaft simplen Punkrock, wie ihn Teenies lieben. Harmlos, manchmal frech, professionell. Trotz des nur halb gefüllten Clubs spulten sie ihr Programm runter, als stünden sie vor ausverkauftem Haus. Auf dem Schlagzeug ein nettes „Erfört“, dazu lockere Sprüche. Supported wurden sie von Revolving Door, die im vergangenen November als Vorband für Silbermond in der Thüringenhalle, Erfurt, auftreten durften. Das Lampenfieber hielt sich dieses Mal sicher in Grenzen. Man wünscht den Killerpilzen kein schnelles Karriereende, doch um genau das zu vermeiden, müssen sie nicht nur sagen, sie seien gereift, sie müssen es musikalisch beweisen. Und das was man an diesem Abend sehen konnte, waren Kids, die Spaß auf der Bühne haben. Noch keine große Band. Wird vielleicht noch.